Lützerath

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  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 20, 2023

Letzte Woche wurde mit viel Medienspektakel das von der ansässigen Bevölkerung längst verlassene Dorf Lützerath geräumt. Es kam zu einem aufwändigen Einsatz der Polizei, um die Protestierenden vom Gelände zu entfernen.
Grundsätzlich sind meine Sympathien bei den demonstrierenden Jugendlichen! Als reiferer Bürger will ich jedoch zu bedenken geben: Wenn sich der Protest gegen die Regierungen in NRW und Berlin sowie den Stromkonzern RWE wendet, dann lenken wir von den eigentlichen Ursachen ab:

  1. Der Stromkonzern RWE ist ein Unternehmen, das einerseits – in unserem Interesse – die Energieversorgung des Landes sicherstellt und andererseits auf Wirtschaftlichkeit achten muss. Jeder Vorstandsvorsitzende, der dies nicht beachtet, wird über kurz oder lang ersetzt werden. RWE hat völlig legal Rechte auf die Ausbeutung der Lagerstätten unter Lützerath erworben und hält sich an die gesetzlichen Vorgaben. Wenn wir unsere demokratische Ordnung aufrecht erhalten wollen, müssen wir das respektieren!
  2. Die Regierungen – vertreten durch Robert Habeck und Mona Neubauer – haben im Herbst letzten Jahres eine Vereinbarung mit RWE erzielt, nach der der Ausstieg aus der Braunkohleverbrennung zur Stromerzeugung von 2038 auf 2030 vorgezogen wird und gleichzeitig 5 der 6 noch nicht zerstörten Ortschaften erhalten werden. Lützerath ist das Sechste. Ohne diese – von Seiten RWE freiwillige – Vereinbarung sähe es heute also deutlich schlechter aus. Meine Schlussfolgerung ist, dass von politischer Seite alles herausgeholt wurde, was möglich bzw. sinnvoll war. Ich vertraue den beteiligten Politikern!

Aber wo klemmt es dann? Meine Antwort lautet: Hätten die Grünen in den letzten Jahrzehnten deutlich mehr Stimmen bei den Landtags- und Bundestagswahlen erhalten, wären wir heute in einer anderen Situation. Die Grünen wollten doch, anders als andere Parteien, immer schon mehr für den Umwelt- und Klimaschutz tun – und deshalb habe ich sie auch immer gewählt. Begrenzender Faktor war doch die Mehrheit der Wähler dieses Landes! Sie war eben nicht so entschieden überzeugt, dass deutlich mehr für den Umweltschutz getan wird. Anstatt also auf Unternehmen und Regierungen zu schimpfen, sollten wir Einfluss auf das Wahlverhalten unserer Mitbürger nehmen. Alle unsere Aktionen sollten auf diese gewünschte Wirkung hin überprüft werden.

Unser Ziel ist ja der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und Biodiversität für die nachfolgenden Generationen. Darum sollten wir die Grünen und deren Politiker in Verantwortung unterstützen, nicht gegen sie agieren. Berechtigte Kritik sollten wir nur intern äußern, um eine insgesamt positive Wirkung auf die Wählerschaft sicher zu stellen.

Übrigens: Was speziell den Braunkohleabbau angeht, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass mit dem Ukraine-Krieg auch eine wichtige Säule der Energiewende-Strategie zerbrach: Das billige – und vergleichsweise CO2-arme – Gas aus Russland sollte als Brücke der Energieversorgung dienen, bis die Erneuerbaren entsprechend den Klimazielen ausgebaut sind. Nach dem Stopp der Gaslieferungen sind wir nun gezwungen, auf andere Energieträger zurückgreifen, sprich Stein- und Braunkohle und eventuell auch Kernenergie. Der schnelle Aufbau von LNG-Terminals stimmt da in gewisser Weise hoffnungsvoll. Er zeigt: Wenn genügend politischer Wille vorhanden ist, gelingen auch Großprojekte in kurzer Frist. Darum sollten wir alles dafür tun, damit dieser Schwung auch auf den Ausbau der Wind- und Solarkraftwerke übertragen wird. Da geht es nämlich viel zu zögerlich voran!

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