Alpha-Männchen

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  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 4, 2023

Was haben die politischen Führer Russlands und Chinas, die Mullahs im Iran, die Taliban in Afghanistan, der Moskauer Patriarch und der Römische Papst gemeinsam?

Sie alle sind Männer im Rentenalter, die Ideologien anhängen, welche sie anderen aufzwingen wollen. Dabei würde man ihre Erscheinung lieber mit Weisheit und Milde verbinden. Doch im Gegenteil: viele von ihnen scheuen nicht vor Leben zerstörender Gewalt zurück. Sie ignorieren die Bedürfnisse der Menschen und maßen sich an, zu bestimmen, was jene zu glauben, denken, tun und lassen haben. Dabei stehen sie oft Versammlungen vor, bei denen ihnen die höchsten Ränge ihrer durchweg männlichen Untergebenen, uniform herausgeputzt in Reih und Glied sitzend, zu Hunderten oder gar Tausenden artig applaudieren. Sie verbreiten diese Bilder in alle Welt – vor allem aber auch nach innen, um Macht und Geschlossenheit zu demonstrieren. Dass sie damit bei vielen Abscheu erregen, scheint sie nicht im geringsten zu stören.

Sie sitzen am Kopf der Machtpyramiden autoritärer Systeme, die allen Untergebenen gleichzeitig Vorteil und Schutz bieten, aber auch Gefangenschaft auferlegen. Die Ideologie vermittelt Beständigkeit und Sicherheit, unterbindet aber die Anpassung an geänderte Anforderungen. Diese Systeme können sich nur ändern, indem sie zerbrechen. Hier punktet unsere westliche Kultur mit Wissenschaft und Demokratie, genauer: mit deren Wandlungsfähigkeit. Beiden liegt die Erkenntnis zugrunde, dass nichts für ewig richtig sein muss: Ein entscheidendes Experiment, eine verlorene Wahl – und der Wechsel ist perfekt.

Was aber macht Menschen, insbesondere Männer, so anfällig für lebensfeindliche Ideologien? Vermutlich haben sich schon viele Psychologen und Soziologen diese Frage gestellt und es wäre interessant, ihre Antworten zu studieren.
Dass keine Frauen in diesen Zirkeln vertreten sind, hat ja den Grund, dass sie – glücklicherweise – für solche Strukturen mangels Zuverlässigkeit unbrauchbar sind. Theorien und Dogmen sind meist Kopfgeburten von Männern, entlang derer sie die Welt sortieren. Frauen sind da – typischerweise – pragmatischer, haben einen besseren Kompass, vor allem, wenn es um die Lebenstauglichkeit von Ordnungen geht. Sie stellen sich eher vorbehaltlos auf die Seite des Lebens und der Freiheit, als sich einem Zwang zu unterwerfen.

Wir sollten, so meine ich, viel mehr diesen bösartigen Verbund von Macht, Ideologie und oft auch Religion, anprangern. Und dabei nicht gegen ihre jeweiligen speziellen Vertreter hetzen. Denn das wäre ja viel zu kurz gesprungen. Die aktuell verbreitete Rede vom Konflikt zwischen Autoritarismus und freiheitlicher Demokratie trifft die Sache schon ganz gut, verdiente aber noch mehr Unterstützung.

 

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