Perspektiven auf die Klimakrise

(Erstellt am 20.6.2021)

Stellt sich ein Sachverhalt als sehr komplex dar, kann dessen Beschreibung aus verschiedenen Perspektiven einen Überblick verschaffen. So auch bei der Klimakrise. Folgende Perspektiven kamen mir spontan in den Sinn. Diese Liste der Perspektiven ist natürlich unvollständig und auch die zugehörigen Aspekte  ließen sich vielfältig erweitern. Die geneigte Leserin kann hier ihrer produktiven Phantasie freien Lauf lassen und die Betrachtung erweitern. Natürlich freue ich mich über jede Rückmeldung.

Perspektive eines saturierten deutschen Rentners

Dramatische Entwicklungen wird ein Rentner  hierzulande vermutlich nicht mehr erleben, zumindest kann er sich gegen negative Auswirkungen schützen. Er darf sich entspannt zurücklehnen und den Rest der Gesellschaft dabei beobachten, wie sie – mehr oder weniger erfolgreich – an der eigenen Zukunft bastelt. Natürlich hat unser Rentner durch seinen Lebensstil die Krise mitbefeuert – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber: Es hat es ja nicht absichtlich getan und zum Problem wurde es ja auch nur deshalb, weil sich all die anderen genauso verhalten haben und zum Teil noch viel schlimmer! Das beruhigt unseren Rentner, schließlich ist er auch nur Spielball seiner eigenen Natur und der Zeitläufte.

Perspektive eines jüngeren CDU-Wählers
Also die Grünen übertreiben es mal wieder: Diese wirtschaftsfeindliche Ideologie des Verzichts ist nicht nur eine Spaßbremse. Nein, sie blockiert auch den Fortschritt! Wann endlich werde ich mir ein Haus bauen können, wenn die Umweltauflagen schon jetzt meinen finanziellen Spielraum sprengen? Was wird aus meinem Arbeitsplatz in der noch florierenden Maschinenbaubranche? Fortschritt braucht Wachstum, nicht Stillstand. Wenn wir uns nicht den Anteil am Kuchen sichern, dann tun es die anderen, allen voran die Chinesen. Die sind übrigens die größten Verschmutzer. Da kommt es auf die paar Prozent CO2-Emissionen aus Deutschland nun wirklich nicht an. Bevor China sich da nicht bewegt, brauchen – und sollten! – wir hier keinen ökonomisches Harakiri begehen. Also: Ball flach halten, die Situation beobachten und das Nötigste tun. Und vor allem: die heimische Wirtschaft stärken!

Perspektive eines jüngeren FDP-Wählers
“Wenn die Winde der Veränderung wehen, kann man Schutzwälle bauen – oder Windmühlen”. So lautet ein Spruch aus den Neunzigern nach der Wende.  Jetzt auch hier: Die alte Masche läuft nicht mehr. Zu viele Geschäftsmodelle sind überholt: Verbrenner-SUVs, Atomkraft, Billigfleisch, Billigproduktion im fernen Osten…
Aber die Klimakrise bietet famose Chancen für ein innovatives Deutschland. Die Produktion von Stahl und Zement muss dekarbonisiert werden, nicht nur hier, sondern überall auf den Welt. Denn CO2 kennt keine Grenzen. Daher liegt es im Interesse der Weltgemeinschaft, dass alle Stahl- und Zementwerke der Welt hier mitziehen!  Da wird es gar keine Frage sein, ob sich ein Land diese Werke leisten kann: Es muss umstellen, vermutlich gefördert durch einen großen Topf, in den die Industriestaaten einzahlen. Und von diesem Topf können wir leben, und zwar gar nicht schlecht: Nämlich dann, wenn wir in Deutschland die besten Verfahren erfinden, erproben, bauen und exportieren. Wir müssen nur jetzt entsprechend Fördergelder in die Entwicklung dieser Technologien stecken, um unsere Chancen zu wahren. Wir dürfen nicht, wie bei der Photovoltaik geschehen, den Chinesen den Markt überlassen, weil sie mit subventionierten  Preisen zum Monopolisten aufstiegen. Unser Wohlstand bleibt gesichert, wenn wir es nicht verdaddeln…

Perspektive einer Schülerin bei Fridays For Future
Da konfrontieren die Erwachsenden sie mit einem unverschämten Dilemma: Sie wird in einen höchst komfortablen Lebensstil eingeführt, bei dem die Verfügbarkeit des Internet auf dem eigenen Smartphone essentiellen Status erworben hat und das zugehörige Ladekabel zum unverzichtbaren Accessoire des sozialen Überlebens avancierte. Gleichzeitig muss sie feststellen, dass ein Weiter so dieses Wirtschaftsstils in den Abgrund führt. Und um das ganze noch zu toppen, ignoriert ein großer Teil selbiger Erwachsener die von ihnen mitverursachte und wissenschaftliche unumstrittene Krise. Da muss man doch rebellieren, oder? Und klar, der Riss zwischen problembewussten Zeitgenossen und den Verdrängern geht auch mitten durch ihre Generation. Es sind turbulente Zeiten und ein Ende ist nicht absehbar!

Perspektive eines jungen Erwachsenen in Westafrika

In der Regel wird sich kaum jemand dort so umfassend über die drohende Klimakrise informieren können, sei es mangels Bildung, Prioritäten oder technischer Ausrüstung. Falls aber doch, muss er oder sie hören: In einer äquatorialen Zone wird es gegen Ende des Jahrhunderts einfach zu heiß, um dort leben zu können. Da bleibt nur eins: auswandern, und zwar bevor die anderen die bedrohliche Lage erkennen können. Denn nur dann hat man noch eine Chance, im kühleren Norden Fuß zu fassen, bevor der große Ansturm zur Blockade mit Stacheldraht und Schießbefehl führt.

Planetare bzw. galaktische bzw. kosmische Perspektive

Planeten wie die Erde formen sich aus den Überbleibseln der Sternentstehung:  Was nicht vom Zentralgestirn (=”Sonne”) eingefangen wird, bleibt als kreiselnder Krümel ewig auf der Umlaufbahn hängen. In unserem Sonnensystem machen diese Krümel d.h. Planeten nur 1,4 Promille der Gesamtmasse aus. 99,86% der Masse bildet die Sonne.
Die Anzahl der Planeten im für uns sichtbaren Kosmos übersteigt vermutlich den Wert von 10 hoch 22, der sich aus folgender Überlegung ergibt. Man weiß seit einigen Jahren, dass wohl mehr Planeten als Sterne in unserer Milchstraße existieren. Die Zahl der Sterne dort liegt in der Größenordnung von 10 hoch 11. Im beobachtbaren Kosmos erkennt man ebenfalls ungefähr 10 hoch 11 Galaxien. Eine einfache Multiplikation liefert die unvorstellbar große Zahl von 10 hoch 22 =  10.000.000.000.000.000.000.000 Planeten, deren Existenz wir begründet vermuten.
Wirkungen des Lebendigen auf dem Planeten Erde auf den “Rest” des Kosmos sind weder erkennbar noch werden sie vermutet. Vermuten kann man aber, dass ein kleiner Bruchteil der anderen Planeten ebenfalls Leben beherbergt, denn:

  1. gibt es konkrete Hinweise und plausible Modelle, dass und wie sich das Leben auf der Erde aus abiotischen Prozessen entwickelt haben könnte. Einen Beweis wird man sicherlich mangels auffindbarer Reste nie antreten können, was der Annahme einer natürlichen Entstehung aber keinen Abbruch tut.
  2. sprechen alle Beobachtungen dafür, dass die auf der Erde gefundenen Naturgesetze überall und immer im gesamten Kosmos galten und gelten und dass sich irdische und außerirdische Materie nicht unterscheiden.

Nehmen wir an, dass nur jeder Billionste (10 hoch 12) Planet Leben beherbergen konnte bzw. kann. Dann blieben noch 10 hoch 22 / 10 hoch 12 = 10 Milliarden belebte Planeten im Universum übrig. Da spielt für die kosmische Perspektive ein Untergang des homo sapiens wohl gar keine Rolle. Zumal durch die befürchtete Klimakatastrophe das Leben  auf der Erde als Ganzes sicher nicht gefährdet wird. Massenaussterben hat es in der Vergangenheit schließlich schon öfter gegeben…