Psychologisches

Die Frage, warum Menschen die drohende Klimakatastrophe (Der Klimawandel ist ja schon da!) zwar sehen aber nichts oder zu wenig dagegen unternehmen, beschäftigt nicht nur Greta Thunberg.

Ich will hier ein paar Verweise und eigene Gedanken präsentieren in der Absicht, dass sich der Leser einmal selbst erforscht, welche Prozesse denn wohl in ihm und seinen Mitmenschen ablaufen, wenn es um dieses heikle Thema geht.

1. Verleugnung
Zitat aus Wikipedia: “Als Verleugnung wird in der Psychoanalyse ein Abwehrmechanismus bezeichnet, …
Mittels Verleugnung lässt sich die Wahrnehmung realer Sinneseindrücke und deren Bedeutung für das Individuum ignorieren. Bedrohliche Stücke äußerer Wirklichkeit können auf diese Weise als nicht existent anerkannt (oder durch wunscherfüllende Phantasien ersetzt) werden. Bei der Verleugnung handelt sich also um das innerpsychische Pendant zum Abwenden des Blickes von einer Gefahrenquelle. Dieser Mechanismus ermöglicht es dem Individuum, bewusste oder vorbewusste bedrohliche Inhalte notfallmäßig dem Bewusstsein zu entziehen. Die Abwehr der Verleugnung ist also eine spontan einsetzbare Schutzreaktion, mit der die Person einer unangenehmen Wahrheit die Aufmerksamkeit, ja sogar den Realitätsstatus, entziehen kann.”
Diese Beschreibung scheint gut auf das zu passen, was ich im Umgang mit dem Klimawandel erlebe.

2. Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung
Zitat aus Wikipedia: “Die Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung ist das Ablehnen, Nicht-wahrhaben-Wollen, Bestreiten oder Bekämpfen wissenschaftlich unstrittiger Ergebnisse der Klimaforschung zur gegenwärtig stattfindenden globalen Erwärmung…”
Dieser Artikel hat mir auch sehr gut gefallen, absolut lesenswert!

3. Wider unsere Kultur
Das Thema “Bekämpfung des Klimawandels” riecht nach Verzicht und Verlust, den man sich selbst auferlegen müsste, wollte man konsequent handeln. Unsere Kultur ist aber von der Idee des ständigen Zuwachses und Fortschritts beseelt. Wie kriegen wir da die Kurve? Gegen den Strom zu schwimmen erfordert Entschlossenheit aus eigener Überzeugung. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, zumal keine individuelle Belohnung wartet.


4. Ich und die anderen
Weiterhin beschleicht manchen die abschreckende Vorstellung, dass sie eines Tages zu den wenigen gehören könnten, die verzichten, während die meisten anderen unbesorgt und fröhlich weiter die Umwelt belasten. Dass sie nur draufzahlen und die schönen Seiten des Lebens verpassen. Oft sind gerade die diejenigen Menschen erfolgreich, die es schaffen, die Nase vorn d.h. vor den anderen zu haben, was meistens mit erhöhtem Ressourcenverbrauch einhergeht: Ein dickeres Auto, ein größeres Haus, exotische Reisen, etc. Von ihnen zu erwarten, dass sie sich bescheiden und ihr bislang so erfolgreiches Verhaltensmodell zugunsten gemeinschaftlicher Ziele aufgeben, wäre eine Überforderung. Und weil die (wirtschaftlich) Erfolgreichen eher bewundert als kritisiert werden, wollen viele es ihnen nachtun. Damit verstärkt sich der Effekt noch einmal. Siehe auch die Tragik der Allmende.

5. Zwang
Zum Thema gesetzlicher Zwang: Da gibt es vermutlich ein Missverständnis. Natürlich wendet sich jeder gegen willkürlichen Zwang, aber viele wären durchaus bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wenn sie denn Sinn machten und vor allem, wenn sichergestellt wäre, dass sich niemand ausklinken kann. Insofern ist die Scheu vor gesetzlichen Verboten womöglich unbegründet. Es kommt nur darauf an, glaubhaft zu machen, dass sich alle daran halten müssen und die Durchsetzung konsequent gehandhabt und auch kommuniziert wird.

6. Positive Aufladung
Verzicht und Verlust sind negativ besetzt. Keiner möchte verzichten oder verlieren. Vielleicht könnten wir aber so manchen Verzicht und Verlust durch Gewinn und Bereicherung mehr als kompensieren, da ist unsere Phantasie gefragt! Was wäre, wenn unsere Sonntagsausflüge uns in eine ökologisch vielseitige Landschaft führen würden, mit blumen-,insekten- und vogelreichen Wiesen und Rainen? Und nicht in ein ödes Industrie-ähnliches “Anbaugebiet”, wo jeder Acker nahtlos an den geteerten Fahrweg grenzt?
Nicht jeder wird sich von einer positiven Aufladung “ökologischer” Maßnahmen anstecken lassen. Aber wir sollten diese Karte ins Spiel bringen. Vermutlich ist sie unverzichtbar.