City-Arkaden

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Uncategorized
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
  • Beitrag zuletzt geändert am:September 19, 2023

Letzte Woche besuchte ich meine Heimatstadt Wuppertal. Um noch ein Mitbringsel für den Zuwachs meines Vetters zu besorgen, ging ich in die City-Arkaden in Elberfeld. Dieses monumentale Einkaufszentrum beeindruckte mich zunächst durch seine Innenarchitektur, vor allem der leicht ansteigende Gang, wenn man von Westen kommt. Ich war erstaunt, wie in den Geschäften mit großen Eingangstüren der Boden waagerecht gehalten wird, ohne dass durch das Gefälle Stufen entstehen. Als ich schließlich das Spielwarengeschäft betrat, traf mich jedoch der Schlag: In parallelen Regalreihen türmten sich die Produkte in reißerisch aufgemachten Kartons vom Boden bis zur Decke: Lego war vertreten mit jeder Menge Kämpfer-, Fantasy- und Monsterfiguren bzw. Fahrzeugen. Die Technic-Baukästen mit ihren tausenden Spezialteilen erzwingen den minutiös dokumentierten Zusammenbau, der keine Freiheiten für Kreativität lässt. Viele Produkte für Mädchen wirkten extrem kitschig. Nun ja, ich griff nach einem passablen Lego-Duplo-Kasten und trat den Rückweg an. Da wurde mir klar, dass wohl nur ein winziger Bruchteil der angebotenen Waren einem pädagogischen Standard entsprach. Aber wie sah es mit den Angeboten für Erwachsene aus? Wohl kaum ein Kleidungsstück in den Modeläden wird länger als 2 Jahre getragen, wenn überhaupt. Niemanden wird der Schmuck aus einem der Läden nach 10 Jahren noch erfreuen und in den Restaurationen wird ein Großteil der Speisen nicht den internationalen Ernährungsrichtlinien gerecht. Aber die flanierenden Menschen dort lieben es. Zu einem großen Teil ließen sie einen Migrationshintergrund erkennen. Ist das unser Wohlstand?

Vor dem Wuppertaler Hauptbahnhof am Döppersberg  findet sich ein ebenso riesiger wie markanter Bau, auf dessen Fassade das Wort PRIMARK prangt. Zum gleichnamigen Unternehmen, das dort Waren anbietet, erläutert die Wikipedia: “Das Unternehmen steht aufgrund seiner besonders niedrigen Preise unter anderem mit Bezug auf die Arbeits-, Lohn- und Produktionsbedingungen in Billiglohnländern, Schadstoffbelastungen in der angebotenen Ware sowie der mangelnden Nachhaltigkeit der angebotenen Textilien international in der Kritik.” Fast fashion also.

Ohne in eine Schwarzweiß-Malerei zu verfallen, zog ich für mich den Schluss: Ein Großteil der Angebote in diesen Konsumtempeln macht die Menschen letztendlich nicht sonderlich glücklich, obwohl sie dafür ihr sauer verdientes Geld ausgeben.

Im Zusammenhang mit der notwendigen Transformation unserer Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit wird oft befürchtet, dass wir einen deutlichen Rückgang unseres Wohlstands einbüßen müssten. Darüber kann man diskutieren. Mir selbst wurde an dem Tag aber noch einmal klar: Auf eine Menge Tand sollten wir aus anderen Gründen ohnehin verzichten. Da mag das Bruttoinlandsprodukt sinken, weil weniger von diesem Trödel hergestellt und verkauft wird. Ärmer werden wir dadurch sicher nicht, eher reicher!

An alle Wuppertaler: Eure Stadt ist natürlich kein Einzelfall sondern eher die Regel. Den Kräften des Marktes kann so leicht keiner widerstehen. Da lobe ich mir doch euer Luisenviertel mit den gepflegten Kneipen, Restaurants und gemütlichen Außenwirtschaften. Es ist auf jeden Fall einen – oder mehrere! – Besuche wert!

Schreibe einen Kommentar