Ich mag nicht mehr tanken. Wir, d.h. alle Menschen, müssen den CO2-Ausstoß so schnell wie möglich stoppen. Ja, richtig gelesen: Auf null bringen! Sonst droht der Menschheit großes Unheil. Mein unmittelbarer Beitrag dazu ist, aufhören zu tanken – weg von der Droge! E-Autos sind zwar teuer; gebraucht aber erschwinglich. So habe ich einen VW ID.3 im Alter von 3 1/2 Jahren für den halben Neupreis gekauft. Ist zwar nur Golfklasse, aber für mich reicht’s. Das war, rein wirtschaftlich gesehen, unvernünftig, denn ich fahre wenig mit meinem alten VW Touran. Auch vom Sitz-Komfort und Platzangebot her kann da der ID.3 nicht mithalten. Von der vergleichsweise geringen Reichweite und dem aufwändigen Laden ganz zu schweigen.
Aber es ist nun einmal so: Seit Jahren habe ich aus besagten Gründen große Hemmungen, mein Auto zu fahren. Wie kann ich pro-Klima aufklären und demonstrieren gehen, während ich parallel weiterhin einen Verbrenner fahre? Geht gar nicht. Diese kognitive Dissonanz schmerzt mich seit langem. Mit dem E-Auto werden diese Hemmnisse wegfallen. Wenn ich heute mit dem Sonnenschein von gestern in meiner Batterie durch die Lande flitze, kann ich wieder mit Freude automobil unterwegs sein! Das tut dann richtig gut.
Ja, ich weiß: Nicht aller Strom, den wir heute „tanken“, stammt aus den Erneuerbaren. Bei TüStrom, meinem Hauslieferanten also, ist das aber anders. Da lautet das Versprechen: „Lädt 100% Ökostrom“. Für den bundesdeutschen Strommix wurden in 2024 im Mittel 55% des Stroms aus regenerativen Quellen gewonnen – hauptsächlich Wind und Solar – und es wird Jahr für Jahr besser! Zumindest fahre ich also jetzt auf der richtigen Spur, was den Antrieb angeht.
Und es stimmt auch, dass wir viel mehr auf öffentliche Verkehrsmittel setzen müssen, als auf private PKW, weil diese – aktuell noch – viel zu Ressourcen-intensiv gebaut und entsorgt werden müssen. Aber für den Moment, glaube ich, ist es OK, denn: Dass so wenige Autofahrer umsteigen, schmerzt mich. Da will ich mit gutem Beispiel voran gehen. Meinen Beitrag zu leisten mag auch andere ermuntern, es mir gleich zu tun. Wie sagt Gandhi so schön: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Elektroautos fahren sich angenehmer und sind spritziger. Kein lästiges Schalten mehr. Sie sind auch einfacher gebaut, darum kann nicht so viel kaputt gehen. Aber das ist ausdrücklich nicht der Grund, warum ich eins gekauft habe.
Ich will hier auch meine Enttäuschung darüber loswerden, dass in den Medien und auch unter den Autofahrern gejammert wird über die hohen Preise, mangelnde Ladesäulen und begrenzte Reichweite der E-Autos. Dass Menschen mehr auf das Negative fokussieren ist eine bekannte Tatsache. Doch müssen wir hier nicht anders herum auf die Lage blicken? Nämlich so: Ist es nicht fantastisch, dass es den Ingenieuren und der Wirtschaft gelungen ist, uns einen attraktiven Ersatz für die CO2-Schleudern anzubieten, deren Schaden an der Welt langfristig die moderat erhöhten Preise um ein Vielfaches übersteigt? Dessen Mangel an Komfort können wir mit einem guten Gewissen doch einfach weglächeln. Könnte man alle Probleme der Welt so einfach in den Griff bekommen, wäre das doch gigantisch. Und übrigens: Ähnliches gilt auch für die Wärmepumpe!
Hier ist eine kleine Energie-Betrachtung, die sich auch auf andere Autos übertragen lässt: Die Lithium-Ionen-Batterie meines ID.3 fasst ca. 50 kWh. Bedenkt man, dass bei der Verbrennung von 1 Liter Diesel etwa 10 kWh Wärmeenergie frei werden, bedeutet das, dass mein „Tank“ lediglich 5 Liter Diesel Äquivalent fasst! Damit käme ein echter Diesel-PKW kaum 100 Kilometer weit. Wegen der höheren Effizienz von Elektromotoren „schluckt“ mein Auto auf der Langstrecke aber nur ca. 15 kWh/100 km. Das heißt, ich kann mit einer Ladung über 300 km weit fahren! Das sind dann aber immer noch wenig im Vergleich zu den 1000 km, die ein Diesel-PKW mit einem 50 Liter Tank schafft.
Für die Initiative Energie für Neckar-Alb habe ich dieses Video produziert.
Hintergrund-Informationen
Oft wird die Frage nach der Umweltverträglichkeit von E-Autos gefragt. Dabei sind die folgenden Aspekte relevant:
Die Treibhausgasemissionen (meist CO2)
Die folgende Grafik zeigt die gesamten Emissionen, die mit Herstellung und Benutzung eines PKW anfallen. Wie man erkennt, liegen die Batterie-Elektro-Fahrzeuge (BEV) betrieben mit regenerativen Energien ganz unten (grüner Pfeil), erzeugen also die wenigsten Emissionen. (Quelle)
Die Effizienz
Damit meint man, wie viel Prozent der erzeugten erneuerbaren Energie tatsächlich in die Bewegung des Autos umgesetzt werden. Hier liegen die BEVs mit 73% ganz vorn, gefolgt von Autos mit Brennstoffzellen-Technik. Schlusslicht bilden Verbrenner-Autos, die mit E-Fuels, auch synthetische Kraftstoffe genannt, betrieben werden. (Quelle + Quelle)
Mengenmäßige Verfügbarkeit der Energie
Hier lassen sich folgende Fakten auflisten:
- Erneuerbare Energien sind per definitionem unerschöpflich.
- Fossile Energien gibt es zwar noch reichlich, aber wenn wir den nachfolgenden Generationen auch noch etwas vom großen Kuchen übrig lassen wollen, verbietet sich eine weitere Ausbeutung zum Autofahren – von der CO2-Klimaproblematik einmal ganz zu schweigen.
- E-Fuels kann man prinzipiell auch aus Luft (das CO2 darin) und Wasser produzieren, aber es ist extrem teuer, siehe oben zu Effizienz.
- HVO100 ist ein aus Pflanzenresten erzeugter Treibstoff. Dieser funktioniert zwar sehr gut, kann aber mangels Ausgangsmaterials nicht in großen Mengen produziert werden. Die Werbeaktion in 2024 wurde mit dem Argument der Technologie-Offenheit geführt, dabei sind HVO100 + Verbrenner kein ernstzunehmender Konkurrent zur Elektromobilität.