Neulich war ich zu einem großen Fest eingeladen und es wurde allen Gästen davon berichtet, wie man sich einerseits der Nachhaltigkeit verpflichtet sehe, andererseits aber in den letzten Jahren u.a. Island, Neuseeland, Nepal, Namibia fliegend bereist hat und nun Nordwest-Kanada auf dem Plan stehe. Beneidenswert! Natürlich gönnen wir es jedem und vergeben uns auch gegenseitig sofort – ganz diskret. So habe auch ich mich nicht gleich zu Wort gemeldet. Nachher kamen mir Zweifel an unserer Vergebungspraxis: Konterkarieren wir damit nicht letztlich alle Bemühungen um einen schnellen Wandel der Energiewirtschaft? Würde das einmalige Stimme-Erheben in solch einer Situation nicht ein vielfaches der Wirkung erzeugen, die eine Teilnahme an einer Fridays For Future Demo bringt? Oder anders: Wenn wir mehr aufeinander achten würden – also nicht gleich wortlos vergeben – könnten wir dann nicht auf die ganze Demonstriererei verzichten? Natürlich weiß ich um die Brisanz sozialer Kontrolle, aber schließlich kämpfen wir gegen ein Monster! Vielleicht kann es uns doch gelingen, mit viel Einfühlung, Ich-Botschaften und alternativen Handlungsvorschlägen einen Punkt zu machen.