Technologieoffenheit zur Unzeit

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Uncategorized
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare
  • Beitrag zuletzt geändert am:Januar 20, 2025

Bei Mammutprojekten wie dem der Dekarbonisierung – also dem Ersatz fossiler Brenn- und Grundstoffe – war und ist Technologieoffenheit natürlich selbstverständlich. Wer wollte, sollte oder könnte im internationalen Wettbewerb der Forschung auch überhaupt irgendwelche Grenzen setzen? In jahrzehntelanger Arbeit haben tausende Ingenieure weltweit die unterschiedlichsten Technologien ausprobiert. Heute nun lassen sich für die individuelle Mobilität und die Gebäudeheizung zwei klare Gewinner ausmachen: E-Autos und Wärmepumpen. Nur mit ihnen kann der Großteil der CO2-Emissionen im Bereich Verkehr und Gebäude vermieden werden – unter den aktuellen politischen und ökonomischen Randbedingungen, versteht sich. Weil dies nun einmal feststeht, bleibt es Aufgabe der Politik, angesichts der vereinbarten Klimaziele, diesen Technologien auch zum Durchbruch zu verhelfen. Alles andere wäre unverantwortlich. In dieser Phase noch den wohlklingenden Begriff der Technologieoffenheit zu propagieren, verunsichert nur Verbraucher und Wirtschaft und schadet somit uns allen. Hätten wir noch Zeit für die Umstellung, könnte sich der Staat vielleicht etwas mehr zurückhalten. Aber die Uhr für eine vorausschauende Klimapolitik ist längst abgelaufen, wir rennen sozusagen der sich verschärfenden Klimakrise hinterher.

Dass Deutschland in 2024 seine Klimaziele erreicht hat, liegt einzig am Ausbau der Erneuerbaren für die Stromerzeugung. Im Verkehrssektor liegen die CO2-Emissionen seit vielen Jahren unverändert bei 150 Millionen Tonnen pro Jahr! (Quelle) Hier lautet die Alternative also schlicht: Entweder kein Auto (mehr) oder E-Auto. Interessanterweise lässt sich diese Formel auch auf die deutsche Automobilindustrie übertragen. Weltweit ist der Umstieg auf E-Autos im vollen Gange. China ist sowohl mit preiswerten als auch technisch raffinierten Modellen auf dem Markt und droht, den Absatz deutscher Fabrikate weltweit zu ersticken. Jetzt am Verbrenner festzuhalten wäre für die heimischen Hersteller geradezu selbstmörderisch.

Bei der Wärmepumpe liegt die Sache ähnlich: Ausgerechnet in den kühlen Ländern des hohen Nordens feiert die Wärmepumpe große Erfolge. Nur bei uns nicht.

Aber warum gibt es nur solche Widerstände trotz offensichtlicher Sachlage? Ich sehe hier zwei Treiber. Erstens: Die deutschen Automobilhersteller hatten vor 5-10 Jahren die Wahl zwischen Rekordgewinnen mit Verbrenner-Luxus-Limousinen einerseits und Investitionen in nachhaltige Elektromobilität andererseits. Erstere waren für die Entscheider leider zu verführerisch, als dass man sich dieses Geschäft hätte entgehen lassen wollen. Jetzt müssen sie sich dem Erfolg der langfristig planenden Chinesen entgegen stemmen – mit unklarem Ausgang.
Der zweite Treiber liegt in der „ideologischen Vergiftung“ von Fakten und Technologien. Das ist nicht meine Erkenntnis, ich gebe sie hier nur weiter (Quelle). Die Klimakrise und die zu ihrer Bewältigung geeigneten Technologien galten und gelten als Spezialgebiet der Grünen. Vielen Konservativen und Liberalen, die zu lange gehofft hatten, der Mensch wäre nicht alleiniger Verursacher der Klimakrise, ist dies ein Dorn im Auge. Im Kampf gegen den politischen Gegner verunglimpfen sie dann gleich die guten – in ihren Augen die vergifteten – Lösungen mit. Unterstützt werden sie dabei von den Produkten der Springer-Presse (Bild, Welt), deren faktischer Alleinbestimmer und Milliardär Mathias Döpfner ein ausgesprochener Gegner der Grünen ist. Man denke nur an die hetzerische Wortschöpfung Heizhammer.

Fazit: Technologieoffenheit ist gut, solange man noch nicht weiß, welche Technologie ein Problem am besten löst. Hat man aber einen klaren Gewinner ermittelt und drängt die Zeit, dann muss man entschlossen auf ihn setzen. Sonst teilt man nämlich das Schicksal der Wanderer in der Wüste, die über dem anhaltenden Streit, welche Wasserstelle wohl am nächsten liegt, elendig verdursten, anstatt sich rechtzeitig auf den Weg zu machen.

Schreibe einen Kommentar